Tradition und Moderne – für den Trachtenverein D`Rauschberger Zell kein Widerspruch. Beim diesjährigen Almkirta kann man sich davon überzeugen.

Eine Vereinsgeschichte bleibt solange lebendig, wie man ihre Geschichten und Anekdoten weiterträgt. Doch je älter ein Verein wird, umso schwieriger wird es, sie von Zeitzeugen zu hören. Den Gebirgstrachten-Erhaltungsverein D`Rauschberger Zell gibt es bereits seit gut 110 Jahren und seit damals halten die Zellerer Trachtler das Vereinsleben und damit ihre Geschichte weiter lebendig, wie uns Konrad Wieser, der Chronist des Vereins, erzählt. Festgehalten wird die Vereinsgeschichte auch in der Vereins-Chronik. Zwei Bände gibt es seit der Gründungszeit bereits und alles ist handgeschrieben. „So ist es für den Betrachter immer wieder ein kleines Abenteuer, in den beiden Büchern zu blättern und die Erzählungen und Bilder seiner Vorgänger auf sich wirken zu lassen“, wie er sagt. Gefüllt sind die Unikate mit Versammlungsprotokollen, alten Fotos, beschriebenen Szenen von Festen und besonderen Ereignissen, wie die Errichtung des Gipfelkreuzes auf dem Rauschberg vor dem zweiten Weltkrieg.

Im Jahre 1882 wurden die drei alten Landgemeinden im Miesenbacher Tal, Ruhpolding, Vachenau und Zell zur Einheitsgemeinde Ruhpolding zusammengefasst. Doch die neue politische Gemeinde war in den Köpfen der Bewohner noch nicht zusammengewachsen. Nach mündlicher Überlieferung einiger Gründungsmitglieder kam es dann 1903, aufgrund mancher Querelen mit den „Dorferern“, wie die Bewohner des Ortskerns genannt wurden, auch im Ortsteil Zell zur Gründung eines Trachtenvereins.

„Heute ist unser Dorf groß genug für zwei Trachtenvereine und zwar für jeden auf seine Art“, ist Konrad Wieser überzeugt. „Damals jedoch bedeutete die Vereinszugehörigkeit für viele Mitglieder auch ein Stück regionaler Identität und Sicherheit“, wie Konrad Wieser weiß. „Mit der Mitgliedschaft war automatisch eine Art Krankenkasse verbunden. Hatte man den Jahresbeitrag bezahlt, so bestand ein Anrecht auf Krankenunterstützung. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Hilfe ausgedehnt und jeder Kriegsinvalide bekam eine Unterstützung von 40 Mark. Gesetzliche Standards machten sie später überflüssig, doch der soziale Aspekt blieb ein großer Teil der Zellerer Trachtler.“ Heute tritt niemand mehr wegen dieser Gründe in den Verein ein. An Mitgliedern mangelt es dennoch nicht, denn der Verein bietet viel Spielraum für seine rund 600 Mitglieder. Gelegenheiten zum Feiern gibt es das ganze Jahr hindurch. Ein Höhepunkt ist heuer der Almkirta im Holzknechtmuseum, den die Zellerer alle zwei Jahre, zusammen mit dem Holzknechtmuseums-Verein ausrichten.

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Almkirta im Oktober

Heuer ist es wieder so weit, am
2. Oktober spielt die Trachtenkapelle nach der Feldmesse zum Frühschoppen. Den ganzen Tag werden die Gruppen der Zellerer Trachtler ihre Auftritte haben. Vor und in den Hütten musizieren und singen unterschiedlichste Gruppen in Stuben- und Danzlmusi-Besetzungen. Die Plattler, die Kindergruppe und die Goaßlschnalzer führen ebenfalls ihr Können vor. Das Holzknechtmuseum selbst ist geöffnet und traditionelle Handwerker zeigen ihr Können an eigenen Ständen. Dazu gibt es regionale Gerichte wie Almnussen, Kasbrot oder Schweinsbraten.

An solchen Tagen merkt man den Zusammenhalt besonders, denn rund 100 Mitglieder helfen beim Auf- und Abbau, in der Küche und natürlich auch bei den Auftritten mit. Und an diesem Tag kann man auch die „Forstgrünen“, die Historischen Männer und Frauen sowie die Aktiven Buam und Dirndl, sehen – wie schon vor über hundert Jahren. Und doch anders, wie Konrad Wieser erklärt: „Wir machen das Traditionelle, aber in einer zeitgemäßen Art und so, dass man dem Althergebrachten treu bleibt.“

Almkirta am 2. Oktober

Zum Almkirchtag laden die D'Rauschberger Zell wieder am 2. Oktober 2016 ins Holzknechtmuseum ein. Los geht es um 10.30 Uhr mit einer Messe.

Gegen 11 Uhr spielt die D'Rauschberger Trachtenkapelle zum Frühschoppen auf. Dann folgt ein buntes Programm mit Vorführungen der Goaßlschnalzer, der Historischen, der Schuhplattler und der Jugend- und Kindergruppen. An Ständen kann man den traditionellen Handwerkern zuschauen. Auch für Essen und Trinken ist reichlich gesorgt.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter: www.holzknechtmuseum.com

Fotos: Archiv D`Rauschberger Zell