Vater und Sohn Birnbacher sorgen beruflich und privat dafür, dass der Strom immer fließt.
Wasserkraft spielt bei den Mitarbeitern der StromVersorgung Ruhpolding nicht erst seit 2012 eine Rolle, als alle Tarife auf diese eine erneuerbare Energie umgestellt wurden. Vielmehr besitzen allein unter den SVR-Mitarbeitern drei Familien ein eigenes Wasserkraftwerk: So haben wir auch schon über das Wasserkraftwerk von Gerhard Seehuber und Geschäftsführer Rolf Stibler berichtet.
Das dritte E-Werk liegt im Familienbesitz von Erhard Birnbacher junior und senior. Vater und Sohn arbeiten beide nicht nur seit Jahrzehnten zusammen bei der Stromei, in ihrer Freizeit kümmern sie sich auch um ihr Wasserkraftwerk in Laubau. Seit 1890 als Sägewerk im Besitz der Firma Bauer, erwarben es vor dem 2. Weltkrieg die Urgroßeltern Josef Birnbacher und Georg Eisenberger: „Es existierten damals zu viele Sägewerke und deshalb gab es beim Kauf die Auflage, es in ein
E-Werk umzubauen“, erzählt Erhard Birnbacher junior.

Tragen nicht nur den gleichen Namen, sondern auch die gleiche Sorge um das Wasserkraftwerk: Sohn Erhard Birnbacher junior (links) und Vater Erhard Birnbacher senior.
Seitdem wurde immer wieder repariert und saniert, sobald Geld zur Verfügung stand. Um seinerzeit den optimalen Wirkungsgrad zu erzielen, entschied man sich 1936 zum Einbau einer Francisturbine Baujahr 1922, die bis heute noch im Wasserkraftwerk arbeitet. In den 1960-er-Jahren erleichterte ein neuer Seilzug die Arbeit an der Wehrklappe. Jahre zuvor kam dort der Vater von Birnbacher senior beim Öffnen des Wehrs ums Leben, da er dafür noch selbst ins Wasser steigen musste. Als 1959 sein Vater starb, war Erhard Birnbacher senior erst 12 Jahre und übernahm auch die Aufgabe seines Vaters beim Wasserkraftwerk. „Ein Verkauf der Anlage war damals keine Option“, erklärt der Junior und ist heute froh darüber.
Auch für ihn gehört das E-Werk zu seinem Leben. „Gerhard Seehuber hat es mal gut beschrieben: Ein Wasserwerk ist wie ein Kind, das man mal alleine lassen kann, aber immer wieder nach ihm schauen muss. Das trifft es ziemlich gut“, lacht Erhard Birnbacher junior und fährt fort: „Auch wenn wir die Technik seit 2012 so umgebaut haben, dass man das E-Werk theoretisch vom Sofa aus bedienen könnte!“

Bewährte Technik: Die Turbine von 1922 wurde 1936 erworben und eingebaut – sie arbeitet immer noch.
Neue Technik
Vor gut fünf Jahren sanierten Vater und Sohn noch einmal gründlich das Wasserkraftwerk: „2012 renovierten wir die Generatoren und setzten eine neue Steuerung ein, die für erhebliche Betriebssicherheit sorgt und ersetzten den alten Synchron- gegen einen effizienteren und von der Bauart leichteren Asynchrongenerator“, zählt der Junior auf: „2015 wurde die Wehrklappe dann vollautomatisiert. Wenn jetzt Hochwasser ist, fällt die Klappe automatisch. Als nächstes Ziel für die Modernisierung der Anlage ist die Automatisierung der Rechenreinigungsanlage, da die bestehende noch sehr viel Zeit und Arbeitsaufwand mit sich bringt.
Das erleichtert die Arbeit am E-Werk enorm. Und dennoch muss es täglich kontrolliert werden. Das macht der Senior, der gleich neben dem E-Werk wohnt und wenn sein Sohn eine Nachricht von der Steuerung aufs Handy bekommt, kommt auch er von seinem 13 Kilometer entfernten Zuhause. Doch trotz dieser täglichen Pflichten, die so ein Wasserkraftwerk mit sich bringt, würde auch Birnbacher junior es niemals verkaufen, da der Pioniergeist seines Großvaters und seines Vaters in Sachen Stromerzeugung auch für zukünftige Generationen weiterhin Bestand haben soll.

Das alte Wehr des Wasserkraftwerks in Laubau vor dem Umbau.
Strom aus 100 Prozent Wasserkraft
Während man bei anderen Energieversorgern einen sogenannten Ökostrom-Tarif wählen kann, entschied sich die StromVersorgung Ruhpolding 2012 zu einem besonderen Schritt: Jeder der rund 5 000 Kunden der Stromei erhält automatisch – und ohne üblichen Aufpreis – seinen gesamtem Strom aus Wasserkraft. Die Intention zu diesem Schritt erklärt Rolf Stibler, Geschäftsführer der SVR so: „Wir wollten damit natürlich auch einen Teil an der Energiewende leisten.
Als regionales Unternehmen wissen wir aber auch, wie wichtig unseren Kunden die Erhaltung unserer Natur und Umwelt ist. Deshalb passt ein reiner Tarif aus Wasserkraft zu uns und unserer Heimat.“

Der Generator erhielt 2012 eine komplette Renovierung.