Rund 10 000 Kilowattstunden verbraucht der Schlosstunnel im Monat an Strom. Wir haben mit Tunnelmanager Josef Kaiser gesprochen.
Es gibt die kleinen Tunnel unter 400 Metern Länge, die ohne Beleuchtung und große Technik auskommen und es gibt die Tunnel über 400 Meter, die vom Gesetzgeber mit viel Technik und Auflagen bestückt werden. Und dann gibt es den Schlosstunnel, 366 Meter lang und mit allem ausgestattet, was ein großer Tunnel benötigt.
Der Ruhpoldinger Tunnel ist anders als andere Tunnel unter 400 Metern. Josef Kaiser, Tunnelmanager und damit „Herr“ über insgesamt zwölf Tunnel beim Staatlichen Bauamt Traunstein, kennt den Grund: „Das liegt an der Trasse, die uns bei der Umgehungsstraße zur Verfügung stand. Bestehende Bauten verhinderten eine gerade Trasse. Deshalb mussten wir hier mit vielen Kurven arbeiten.“ Aus Sicherheitsgründen wird der Schloss-tunnel deshalb wie ein Tunnel über 400 Metern eingestuft und benötigt deshalb auch das „ganz große Besteck“. Damit müssen aber auch die Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln, kurz RABT, erfüllt werden.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht, aber der Schlosstunnel birgt viel Elektronik und Technik: „Eine Belüftungsanlage braucht es nicht, da die natürliche Strömung ausreicht, aber alles andere“, erklärt Josef Kaiser und zählt erst einmal auf: „Der Tunnel ist in eine Senke gebaut, deshalb sammeln wir mit einer Hebeanlage das Oberflächenwasser und pumpen es ab. Dann gibt es die Orientierungsbeleuchtung für die Fluchtwege und das Tunnellicht. Damit sich das Auge bei Ein- und Ausfahrt an die anderen Lichtverhältnisse gewöhnen kann, muss dieses am Ein- und Ausgang entsprechend dem Tages-, Nachtlicht und der Jahreszeit angepasst werden“, so Josef Kaiser und erklärt: „Eine Funkanlage ermöglicht es Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten sich im Tunnel zu verständigen. Lautsprecher informieren die Autofahrer im Notfall.
Aber auch für den Radioempfang von Bayern 3, Österreich 3 und Antenne Bayern ist gesorgt – mittels sogenannter Schlitzkabel, die im Tunnel verlegt wurden. Eine Durchsage-Einrichtung, die dazwischengeschaltet ist, kann bei Notfällen auch von der Ferne aktiviert werden“. Doch damit nicht genug: Sogenannnte Linienbrandmelde-kabel an der Decke erkennen, wenn die Temperatur steigt und schlagen Alarm. „Sie sind in vier Zonen eingeteilt, sodass man schnell weiß, in welchem Teil des Tunnels der Brand entstanden ist.“ Auch bei Verkehrsspitzen kann mittels Technik besser durch den Tunnel geleitet werden: „Eine Induktionsschleife am Boden erkennt einen Stau im Tunnel und stellt automatisch die Ampel auf Rot und damit auf Blockabfertigung.“
All diese Technik läuft im Betriebsgebäude im Schloss-tunnel zusammen. Hier stehen Datenserver, Bedienrechner und Steuerungselemente, die die Daten verarbeiten und weitergeben. Das ganze System ist redundant aufgebaut, arbeitet also doppelt, für den Fall, dass ein Gerät ausfällt. Eine eigene 20-KV-Leitung mit Trafo liefert den nötigen SVR-Strom – im Schnitt rund 10 000 Kilowattstunden pro Monat. Ein Batteriespeicher vor Ort liefert zudem bei Stromausfall Energie für weitere zwei Stunden.
Gesteuert, gewartet und vor allem überwacht wird das alles vom VBZ aus, der Verkehrs- und Betriebszentrale der Autobahndirektion Südbayern in München-Freimann. Allein 1600 Datenpunkte werden im Betriebsgebäude verarbeitet, um in der VBZ visualisiert zu werden. In der dortigen Videodirektion behalten vier Mitarbeiter 12 Tunnel in Südbayern im Blick. Sehen sie im Schloss-tunnel eine Gefahrensituation – wie Fußgänger im Tunnel, einen Brand oder Gefahrengut auf der Fahrbahn – können sie schnell reagieren und die entsprechenden Signale setzen sowie Polizei und Feuerwehr in Ruhpolding informieren. Für diese Art der Überwachung ist eine Live-Übertragung der Daten nach Freimann nötig, erklärt Josef Kaiser: „Als der Tunnel 2009 gebaut wurde, war die enorme Datenmenge der Übertragung ein großes Problem. Eine direkte Datenverbindung wäre unbezahlbar gewesen. Deshalb entschieden wir uns für Richtfunk. Die Daten werden seitdem von einer Funkantenne zum Rauschberg, von dort zur Autobahnmeisterei in Siegsdorf und hier über die Glasfaserkabel an der Autobahn in die VBZ geschickt.“
Für den Notfall vorbereitet
Zweimal im Jahr wird der Tunnel für die Reinigung gesperrt, dann wird er allein von drei Kubikmetern Stroh, Sand und Holzrinden befreit. Damit sich die Rettungskräfte im Notfall schnell zurechtfinden, setzt Josef Kaiser in dieser Zeit alle vier Jahre eine große und alle zwei Jahre eine kleine Übung im Tunnel an. Dann können die Feuerwehrleute den Schlosstunnel begehen und die Kontaktaufnahme zum Operator im VBZ üben. „Zum Glück gab es bislang keinen großen Unfall“, freut sich der Tunnelmanager und sorgt täglich dafür, dass das so bleibt.(Aufmacher-Bild: Josef Kaiser, Tunnelmanager vom Bauamt Traunstein, ist für 9 große und 3 kleine Tunnel zuständig. Und damit auch für den Ruhpoldinger Schlosstunnel.