Familie Stibler hat sich mit der Übernahme des Haiderhofs inklusive Brotzeitgarten einen Traum erfüllt und ist nach Schneizlreuth gezogen.
Seit Anfang des letzten Jahrhunderts ist der Haiderhof am Eingang der Aschauerklamm im Besitz von Sabina Stiblers Familie. Hier ist ihr Vater aufgewachsen. „Seit er als junger Mann zur Bundeswehr ging, wurde der Hof verpachtet“, erzählt sie. „Aber es war immer schon mein Wunschtraum hier zu wohnen.“ Auf dieses Ziel arbeitete sie jahrelang hin und bereitete sich in Kursen wie Sachkundenachweis Pferd und Schaf oder Bauernhof-Gastronomie beim Amt für Landwirtschaft und Forsten intensiv vor. Denn in der Landwirtschaft groß geworden sind weder Sabina noch ihr Mann, SVR-Geschäftsführer Rolf Stibler. Und doch: Als der letzte Pachtvertrag im Juni 2014 auslief, nutzten Stiblers ihre Chance und renovierten den Hof für sich.

Dabei wurde die alte Heizung gegen eine Luftwärmepumpe erneuert. Eine zusätzliche Holz- und Pelletheizung unterstützt diese im Winter. Auch die gesamte Elektrik musste ausgetauscht werden. Darum kümmerte sich Elektroingenieur Rolf Stibler selbst. Viel Hilfe bekamen sie unter anderem von Sabinas Eltern, die ihr landwirtschaftliches Wissen mit einbrachten und sich über die Entscheidung ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns, den Hof weiterzuführen, sehr freuten. Auch die Kinder Sophia (21 Jahre), die in Kempten studiert, und Max (19 Jahre), der in Traunstein eine Ausbildung macht, entschieden sich bewusst für den Hof ihres Großvaters. Die gesamte Familie half unermüdlich bei der Erfüllung des Traums mit.
Keine befahrbare Brücke
Im September letzten Jahres war es dann endlich so weit und der Haiderhof konnte bezogen werden. Wieder trat die ganze Familie für den Umzug an, denn der einzige befahrbare Zugang zum Hof führt über eine alte Brücke. „Die durfte damals nur mit Auto und Anhänger befahren werden, sodass wir unsere Sachen nicht in einem Laster, sondern in vielen Autos transportieren mussten“, erinnert sich Sabina Stibler an den mühsamen Umzug. Diese durch Hochwasser beschädigte Brücke verhinderte auch, dass Stiblers im darauffolgenden Winter den direkten Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen nehmen konnten. „Da über die Brücke auch kein Schneeräumfahrzeug durfte, kamen wir mit unseren Autos bei Schnee nicht rein und nicht raus“, so Rolf Stibler und erzählt weiter: „Deshalb mussten wir unsere Autos auf einem Parkplatz unten am Hang stehen lassen, von da führten geräumte Straßen raus.“ So stand jeden Morgen ein Fußweg an. Und auch die Einkäufe kamen auf diese beschwerliche Weise ins Haus. Die Brücke ist jetzt instand gesetzt, sodass sich diese „spannende Zeit“, wie sie Rolf Stibler nennt, im kommenden Winter nicht wiederholt.
Endlich angekommen
Seit September letzten Jahres wohnen die Stiblers nun auf dem Haiderhof und fragt man Rolf Stibler, wie seine Freizeit im Vergleich zu früher aussieht, lacht er nur: „Ich weiß gar nicht, was ich früher überhaupt gemacht habe.“ Der fünf Jahrhunderte alte Haiderhof verlangt den Stiblers eine Menge ab: „Jetzt kommen morgens die Tiere, dann erst wir“, beschreibt Sabina Stibler ihren neuen Alltag am Eingang der Aschauerklamm. Der nächste Nachbar lebt ein paar Kilometer weiter auf österreichischer Seite. Allein fühlen sie sich trotzdem nicht. „Neben neun Schafen, die wir zur Hangpflege gekauft haben, leben hier noch vier Katzen, ein Hund und Einstellpferde“, zählt Rolf Stibler auf und seine Frau fügt hinzu: „Dadurch, dass wir gleich am Jakobspilgerweg und am Eingang der Aschauerklamm leben, kommen immer Menschen vorbei. Außerdem haben wir viel Besuch von unseren Freunden, einsam habe ich mich noch nicht gefühlt.“

Um Ostern herum sind drei Lämmer zur Welt gekommen. Um eines musste sich Sabina Stibler besonders kümmern, denn es konnte beim Mutterschaf nicht trinken: „Ich habe sie alle zwei Stunden mit der Flasche füttern müssen, am Anfang auch nachts“, erinnert sich Sabina Stibler und lächelt: „Nach zwei Wochen war ich dann froh, dass das Lamm endlich wusste, wie es Milch von der Mutter bekommt.“
Die Landwirtschaft, zu der auch Wälder und Weiden gehören, hat die beiden Stiblers voll im Griff und es gefällt ihnen gut.

Die beiden Kinder werden nur eingebunden, wenn sie Zeit haben und es wollen, denn es war Sabina Stibler immer klar: „Das ist unser Projekt.“ Und das geht immer weiter. Zukünftig sollen weitere Einstellpferde den Offenstall und die dazugehörige Weide genießen können. „Um die Hänge zu schonen, nehmen wir nur Ponys und Kleinpferde“, so Sabina Stibler, die irgendwann auch ein eigenes Pferd und Hühner halten will.
Ein Wasserkraftwerk gehört ebenfalls zum Haiderhof. Die Familie sanierte es bereits 2007 komplett unter der fachkundigen Anleitung von Rolf Stibler. Der Jahresertrag von rund 45.000 Kilowattstunden wird im Hof teilweise selbst verbraucht. Erst wenn mehr Strom vorhanden ist als gebraucht wird, wird dieser ins Netz eingespeist. „Bei Niedrigwasser ist nicht genug Energie vorhanden, dann beziehe ich den zusätzlich benötigten Strom aus dem Netz“, erklärt Rolf Stibler.
Traditioneller Brotzeitgarten
Seit diesem Frühling ist der Brotzeitgarten am Hof endlich wieder geöffnet. Geführt von Sabina Stibler, die sich auf diese neue Aufgabe gut vorbereitet und auch die Küche für diese Art der Gastronomie neu eingerichtet hat. Dabei sah es anfangs nicht danach aus, als dürften Stiblers diese alte Tradition beibehalten. „Durch einen sogenannten Quercheck beim Landratsamt kam heraus, dass seit sechs Jahrzehnten nur die Landwirtschaft, nicht aber die Gastronomie genehmigt war“, erzählt der Geschäftsführer der StromVersorgung Ruhpolding. „Es war ganz klar, dass wir den Brotzeitgarten auch weiterführen wollten, der gehört seit Jahrzehnten zum Hof“, beschreibt Sabina Stibler ihre Gefühle für den Weiterbestand der Gastronomie. „Und dann ist man den Behörden hilflos ausgeliefert und kann nur hoffen, dass die Genehmigung erteilt wird.“
Seit dem Frühling kann Sabina Stibler aufatmen und endlich loslegen, denn die Genehmigungen für Brotzeitgarten, Stube, Ferienwohnung und Gästezimmer sind erteilt. Jetzt können Wanderer und Jakobspilger sowie Radfahrer wieder bis in den Herbst hinein im Garten einkehren und sich von Brotzeitjause oder selbst gebackenem Kuchen verwöhnen lassen. Und hier auch übernachten. „Ich lege Wert auf gute und regionale Zutaten, beim Tee und Kaffee verwenden wir nur fair gehandelte Produkte“, unterstreicht Sabina Stibler ihr Konzept. Bis in den Herbst hinein will sie den Brotzeitgarten geöffnet lassen. Die Ferienwohnung und die Gästezimmer sowie die Stube können das ganze Jahr über gebucht werden.

Feiern in der Stube
Die Stube ist für Feiern bis zu 25 Personen ausgerichtet, hier können die Gäste aus einem regionalen und saisonalen Buffet oder Menü wählen. „Wegen der fehlenden Genehmigung mussten wir einige Anfragen absagen“, erklärt Sabina Stibler. Aber die erste Feier konnte schon stattfinden. Jetzt wartet nach einem anstrengenden Jahr die erste Sommersaison auf die Stiblers und damit der Alltag. Sabina Stibler: „Wir sind angekommen und es fühlt sich einfach nur toll an“, schwärmt sie und man merkt, dass es die richtige Entscheidung war.
Mehr Infos, wie Öffnungszeiten, gibt es unter www.haiderhof.net sowie auf Facebook.